@ Gunter: Deine Kettenkasten-Erfahrungen interessieren mich natürlich ebenso. @Marcel: War es auch.
Nun will ich sehen, dass ich noch ein paar Zeilen vor dem Essen hinkriege.
Mit unserem Phosphat-Staub haben wir wahrscheinlich auch die Kaaba in Mekka eingepudert
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So vergingen die Tage mit Verholen. Der täglich fingerdicke Staub wurde von der 6-Mann-Ruderboot-Crew laufend mit dem Feuerwehrschlauch abgespritzt.
Die Toilettenfür diese Boys hatten wir vorsorglich und hoffentlich nicht zu spät abgeschlossen. Da sie nur Steh-Toiletten kannten - wenn überhaupt - standen sie auch für ihr "Geschäft" auf den Klo-Brillen. Und der Abstand zum aufgestellten Deckel war zu gering... Also irgendwo mussten sie ja auch mal. Beste Alternative: Die Ankerklüsen, die auch ausgiebig benutzt wurden. Der Feuerwehrschlauch sorgte für weitgehende Spülung.
Es kamen auch Einheimische an Bord. Verkauften Orangen ud Datteln. Einer bot sich an, in dem glasklaren Wasser nach einem Fisch meiner Wahl zu tauchen. Natürlich nur gegen Bakschisch. Tags darauf hing ein aufgeblasener Kugelfisch von ihm an meiner Kabinendecke. Sonst war da nix los. Zum Baden waren mir 32 ° zu warm.
Dann kam der Tag des Abschieds. Mit dem Ruderboot im Schlepp brachten uns die beiden Lotsen unter denselben Streitereien wieder ins weit entfernte Fahrwasser. Jetzt bestimmte der Jüngere die Tarife.
"Ten (ägyptische) Pound for me. Five Pound for this old man", dabei deutete er auf seinen Vater, und three Pound for the (6-köpfige) -Ruder-Crew. And ten Sticks (Stangen) Zigaretten. Die hat er aber trotz Lamento nicht gekriegt.
Diesmal gings dann am Tag durch den Suez, rolling home. Ich leistete wieder meine Stunden am Ruder und konnte mir die Gegend, wo nicht viel zu sehen war außer Sandbergen und Drehbrücken, genüsslich ansehen.
An der Ausweiche meinte der russische Pilot - natürlich gehts bei der Seefahrt wie bei der Luftfahrt nur in englisch - als er die nach Mekka betenden Ruderboys sah - "jetzt beten sie, und nachher gehn sie auf dem Schiff rum und klauen alles, was sie kriegen können...".
Wir haben auch mal in Alexandria Phosphat geladen. Aber vorher wurden in Rotterdam oder Antwerpen geladene Doppelzentnersäcke mit Kunstdünger von der BASF ausgeladen, die wir von Rhein-Schleppschiffen übernommen hatten.
Meine Stewardesse ruft zum Essen, also bis nachher.
Obwohl die Säcke beim Beladen alle gezählt waren, versuchten uns die ägyptischen Tallierer uns regelmäßig nach Strich und Faden zu bescheißen. Deshalb mussten bei jedem Laderaum auch einer von unserer Besatzung die Säcke mitzählen.
Entweder wurden die Säcke unten im Laderaum auf Paletten oder in Netze geladen. Beim Anhieven mit dem Ladebaum gaben die ägypitschen Schauerleute auf Anweisung des ägyptischen Tallierers der Ladung einen Drall, damit man nicht zählen konnte. Dann schrieben sie schnell auf ihrer Liste viel weniger Säcke auf als real, und so gab es ewig Streit bis fast zur Schlägerei.
Da die Ägypter einem dauernd um Zigaretten bettelten, rächte ich michauf meine Weise. Ich schnippelte meine Finger- und Fußnägel in kleine Splitter, fügte eine Menge Haare hinzu, rollte mir aus Tabak dazu Zigaretten, verschenkte sie auf Verlangen oder liess sie mir provozierend vom Ohr grapschen. Aber die haben beim Rauchen dann noch nicht mal was gemerkt...
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Nun zum Phosphat-laden in Alexandria. Da waren an Land große Berge davon angehäuft. Nun wurden jedem Laderaum gegenüber von Hand (!) der Staub in Bastkörbe gewischt. Da saß dann einer an einer Dezimalwaage, wie ihn bei uns die Bauern zum Kartoffeln wiegen benutz(t)en. 2 Mann stellten den Korb auf die Waage, der wog dann mit den Gewichten, schrieb auf, dann packten 2 Mann den Korb und hoben ihn hoch. einer Läufer schlupfte drunter, lud ihn ins Genick, und rannte so schnell er konnte zum Schiff, oft über Planken, dort kippte er den Dreck in eine Kiste, der nächste usw, bis die Kiste voll war. Dann wurde sie mit den Ladebäumen an Deck gehievt, über der Luke abgestellt, einer hakte die eine Seite aus, die Kiste wurde angehoben und kippte den Stoff in den Laderaum. Einer stand oben und dirigierte die "Kranführer".
So schafften sie immerhin 1000 Tonnen am Tag. Übernachtet haben sie an Ort und Stelle, auf Säcken, die sie auf den Staub legten und sich mit einem Sack zudeckten.
Im Hafengebiet war es strengstens verboten zu fotografieren und zu filmen. Ich habe es trotzdem heimlich gemacht. Der Kapitän wollte das auch mal fotografisch fest halten. Dabei haben sie ihh erwischt. Es waren ja immer 2 Polizisten an Bord, Tag und Nacht. Sie wollten die Kamera beschlagnahmen. Er aber gab sich bereit, die belichteten Filme rauszugeben. Er müsse sie nur schnell innen aus der Kamera nehmen. Er verschwand, brachte 2 neue unbelichtete und gab sie ihnen. Sie waren zufrieden gestellt.
Auf ähnliche Weise habe ich mal im Unterhaus in London die Bobbies herein gelegt.
Dort bin ich sogar mit umgehängter laufender Filmkamera vor dem Bauch in den Kronjuwelen-Raum im Tower-Keller die Wendeltreppe mit runter, habe die Königskrone mit aufgenommen, und die Bobbies, die alle 2 Meter standen und uns bewachten haben nix gemerkt....hehe
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Die Screenshots sind zwar miserabel, aber man kann trotz dem Wischeffekt den Lade-Marathon ersehen. Übrigens sieht man auf einem heimlichen Schwenkbild den Sommerpalast von König Faruk, der damals noch regierte und dann von General Mohammd Nagip gestürtzt und aus dem Lande gejagt wurde.
König Faruks Palast
Gewogen mit der Bauern-Dezimalwaage
Es folgen gleich noch Bilder, muss sie nur erst verkleinern...