US-Piloten attackieren Deutsche Post
Weil sie um ihre Arbeitsplätze fürchten, legt sich eine amerikanische Gewerkschaft mit dem deutschen Konzern an. Das Kartellamt und eine Anzeigenkampagne sollen in dem ungleichen Streit helfen. Die deutsche Post gibt sich gelassen. Dafür nahm eine Regionalzeitung die Sache umso ernster.
NEW YORK/DÜSSELDORF. Die amerikanische Pilotengewerkschaft Air Line Pilots Association (Alpa) will die Aktionäre der Deutschen Post vor ihren Karren spannen. „Achtung Deutsche Post AG Aktionäre – Ist das das Ende von DHL?“, fragte die Arbeitnehmervertretung gestern rhetorisch in großformatigen Anzeigen in der deutschen Tagespresse.
Hintergrund der ungewöhnlichen Aktion ist die Ende Mai getroffene Vereinbarung zwischen der Post-Tochter DHL und ihrem Wettbewerber UPS. Danach soll der amerikanische Erzrivale künftig für DHL sämtliche Flugtransporte in den USA, Kanada und Mexiko übernehmen und dafür vom Bonner Konzern jährlich eine Mrd. Dollar erhalten. Postchef Frank Appel hatte sich zu dieser Entscheidung durchgerungen, weil DHL in den USA hohe Verluste schreibt – allein 2008 voraussichtlich 1,3 Mrd. Dollar, nach einem Minus von einer Mrd. Dollar 2007.
Gegen diese Übereinkunft aber wehrt sich die Alpa, die mit 55 000 organisierten Piloten von 40 nordamerikanischen Fluggesellschaften nach eigenen Angaben größte Pilotengewerkschaft der Welt. Als Mitglieder sind bei ihr nämlich auch mehr als 500 Flugzeugkommandanten der Gesellschaft A-Star eingeschrieben, die seit der Vereinbarung zwischen DHL und UPS um ihren Job bangen. A-Star, die zu 49 Prozent der Deutschen Post gehört, hatte ebenso wie der Flugdienst ABX im Schwerpunkt für die amerikanische DHL-Niederlassung gearbeitet.
Um die Aktionäre gegen die Deutsche Post zu mobilisieren, kündigte Alpa Kartelluntersuchungen des Bundesstaates Ohio an. Dort betreibt DHL in Wilmington sein Drehkreuz. Eine Postsprecherin wies solche Befürchtungen zurück: Der neue Partner UPS sei ebenso ein Auftragnehmer von DHL wie bisher A-Star und ABX, ein Kartellverfahren daher kaum denkbar.
Ernster nahm den Vorgang der Bonner Generalanzeiger. Die Lokalzeitung lehnte die Veröffentlichung der Anzeige mit dem Hinweis ab, die Deutsche Post residiere in der Nachbarschaft. Deshalb, schrieb das Blatt an Alpa, sei man „mit der Veröffentlichung kritischer Anzeigen sehr sensibel“. Die Anzeigenleitung wollte diesen Vorgang auf Anfrage nicht kommentieren.
Quelle: Handelsblatt