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Donnerstag, 8. Mai 2014, 12:12

Flugunfall-Behörde will neue Vorgaben gegen Dämpfe an Bord

Zitat

Dem Piloten wird schwindlig, die Stewardess klagt über Unwohlsein. Wo kommen sie her, die unerklärlichen Dämpfe und Gerüche in Flugzeugen? Sind sie gefährlich für die Flugsicherheit? Experten der BFU sagen nein - fordern aber dennoch Konsequenzen.

Als Reaktion auf eine Häufung von Zwischenfällen wegen unerklärlicher Gerüche oder Dämpfe in Verkehrsflugzeugen fordert die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) neue Standards. Bei der Vorlage einer Studie am heutigen Mittwoch gab die Behörde Sicherheitsempfehlungen heraus, die unter anderem auf ein standardisiertes Meldesystem zielen.

Zudem macht sie sich für vertiefende Studien zu möglichen gesundheitlichen Langzeitschäden stark. Nach Auswertung von 663 entsprechenden Vorfällen zwischen 2006 und 2013 zieht die BFU aber das Fazit, dass es dabei «keine relevante Einschränkung der Flugsicherheit» gegeben habe.

Insgesamt 460 der untersuchten 663 Fälle betrafen Geruchsentwicklung, 188 der Ereignisse Rauchentwicklung. In 15 Fällen gab es gesundheitliche Beschwerden ohne Rauch oder Geruch, wie die Autoren schreiben. In einigen Fällen setzte die Cockpit-Besatzung Atemmasken auf. Untersucht wurden in der einjährigen Studie entsprechende Zwischenfälle mit Flugzeugen ab einem Maximalgewicht von 5,7 Tonnen, die entweder in Deutschland zugelassen sind oder in Deutschland ein sogenanntes «fume event» (etwa: Rauch-Zwischenfall) gemeldet haben. Eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen Unfall war demnach kaum erkennbar.

«Gleichwohl hat die Studie gezeigt, dass ,fume events' auftreten und zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen können», schreiben die Autoren. Sie sehen durchaus Auswirkungen auf die Arbeitssicherheit an Bord. Der Luftfahrtindustrie wie auch der europäischen Zulassungsbehörde EASA empfehlen sie daher wissenschaftliche Untersuchungen in Auftrag zu geben, um dem Phänomen mit anderen Mitteln auf die Spur zu kommen.

Ein Problem stellen nach Ansicht der Experten die unklaren Standards beim Meldesystem dar, die keine klare Zuordnung der Ereignisse ermöglichen - sie sollten daher vereinheitlicht werden.

Eine weitere Empfehlung richtet die BFU an die EASA - sie sollte bei der Musterzulassung von Flugzeugen, Triebwerken und vor allem auch Hilfsturbinen (APU) einheitliche Standards beim Nachweis für die Qualität der Kabinenluft einführen. Alle Stoffe, die zu einer Verschmutzung der Kabinenluft führen könnten, sollten direkt nachgewiesen werden. Wörtlich heißt es in dem Bericht: «Dazu sollten Grenzwerte verwendet werden, die auch eine dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigung der Insassen ausschließt.»

Insgesamt sei die Sensibilität für das Thema sprunghaft angestiegen, sagte der zuständige Leiter der Untersuchung, Johann Reuß. Seit 2010 schwelle die Zahl der Meldungen nach entsprechenden Medienberichten an.

Quelle: airliners.de

2

Freitag, 9. Mai 2014, 00:41

Das indirekte Eingeständnis dass es das sagenumwobene aerotoxische Syndrom also doch gibt? :pfeif:
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Those who say it cannot be done should not interrupt the people doing it...

3

Freitag, 9. Mai 2014, 07:54

Ich denke die Ursache ist geklärt, da es nur bei Flugzeugen passiert, deren Klimaanlage (Belüftung, Heizung) Luft von den Triebwerken (Verdichtern) bekommt.
Rolf-Uwe
unter dem Anflug EDDC 04, Dresden-Trachau

4

Freitag, 9. Mai 2014, 14:28

Ich denke die Ursache ist geklärt, da es nur bei Flugzeugen passiert, deren Klimaanlage (Belüftung, Heizung) Luft von den Triebwerken (Verdichtern) bekommt.


Leider ist es nicht so einfach. ;)

ca. 95% der sogenannten und eingetragenen "Geruchsbelästigungen", haben eine andere Quelle als Öl smell von den Triebwerken. Das ist auch der Grund, warum man es
genauer erfassen möchte. Andere Ursachen, welche wir als Techniker lokalisieren konnten waren: Verbaute Materialien in der Klimaanlage, Überflug über Industrieanlagen oder
bestimmte Gebiete, also Gerüche die von Außen, über den Verdichter in die Kabine kamen. Überhitzte Computer und Boxen im E&E Compartment. Materialien in der Kabine, z. B.
neue Teppichböden, oder verbauter Sealer in der Galley. Verbrannte Essensreste in den Öfen usw.

Man sieht, die Liste ist recht lang für die Quelle der Geruchsbelästigungen. Gefördert wird das ganze noch durch die Recirculation der gesamten Kabinenluft, denn 50% der Luft
ist jene, welche schon mal durch die Kabine "geschleust" wurde und ist somit auch mit "Gerüchen" kontaminiert, denn sie ist ja überall im Druckkörper vorbei gekommen .

Wir haben auf Maschinen, welche Öl smell als Eintrag hatten, Messgeräte mitfliegen lassen um Gefahrstoffe nachzuweisen. Meist ohne Befund.
Auch wurden Besatzungen nach solchen Vorfällen, mit ihrer Zustimmung, nach der Landung ärztlich untersucht, sowie Blut und Urinproben genommen. Dabei sind alle, mir bekannten
Ergebnisse, negativ ausgefallen, bezogen auf Toxine.

Es ist ein schwierigen Gebiet und es ist gut so das hier intensiver geforscht wird. :thumbup:

Würde mir wünschen, es wäre überall so, wo wir Verbraucher mit "Giften" in Berührung kommen. Denke dabei nur an die Weichmacher in Kunststoffen.
Heuer bekommt man doch kaum noch Lebensmittel, die nicht in Plastik verpackt sind, selbst die Salatgurke ist nochmal eingeschweißt.
Begründung der EU aus Hygiene Gründen. :vogel: Da erkaufe ich mir den Teufel mit dem Beelzebub.

Wie haben es bloß unsere Vorfahren geschafft, ohne verpackte Lebensmittel zu überleben. :hm:

Hoffe ihr verzeiht mir die kleine Abweichung vom Thema. ;)

Viele Grüße

5

Sonntag, 11. Mai 2014, 20:16

Wir haben auf Maschinen, welche Öl smell als Eintrag hatten, Messgeräte mitfliegen lassen um Gefahrstoffe nachzuweisen.

Wobei man hier natürlich das Problem hat, dass die Messung erst beträchtliche Zeit nach dem Vorfall durchgeführt wird. Einen vorübergehenden Eintrag von Schadstoffen wird man im Nachhinein nicht erfassen können (evtl. indirekt über Wischproben von Oberflächen oder der Analyse von Stoff oder Polstermaterial).
Da diese Vorfälle aber offenbar gar nicht so selten sind, mal ein anderer Vorschlag: Wie wäre es, ein kleines Probennahmegerät mitzunehmen, das mittels Adsorbens funktioniert? Das ist klein, leicht, einfach zu bedienen und auch nicht teuer - kein Problem, es an Bord jedes Airliners bereit zu halten. Mit einer vernünftigen Eichung sollten sogar recht zuverlässige Mengen- bzw. Konzentrationsbestimmungen möglich sein. Beim Auftreten von Gerüchen oder Übelkeit pumpt man mit einem kleinen Handbalg Umgebungsluft durch ein Röhrchen, welches das Adsorbens enthält. Insbesondere Verbindungen wie TCP bleiben da problemlos hängen. Später im Labor wird das Adsorbens erhitzt und gibt die festgehaltenen Stoffe ab, welche dann problemlos analysiert werden können (GC oder GC/MS). Und ganz nebenbei *viel* billiger, als die Messgeräte mit an Bord zu nehmen.

Beschrieben ist das zB in "Umweltanalytik mit Spektrometrie und Chromatographie" von Hubert Hein und Wolfgang Kunze, VCH-Verlag, Kapitel 6.1.4 (einfach mal googeln nach "adsorbens probenahme gasanalytik"). Dort finden sich auch Verweise auf Verfahren, Materialien etc.

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Joe-x« (11. Mai 2014, 20:18)