Nun bin ich schon eine ganze Weile in diesem Forum. Jetzt will ich mich auch mal an einen Flugbericht heranwagen. Gleichzeitig stelle ich mein erstes Repaint vor. Viel Spaß damit.
Eine lebensrettende Mission Teil 1
Seit fünf Jahren fliege ich für die US Airforce. Mein „Baby“ ist die C5 Galaxy, einer der ganz großen „Brummer“ am Himmel. Stationiert bin ich auf der Travis Airforce Base in Kalifornien, welche sich etwa 40 Meilen nordwestlich von San Francisco befindet.
Nach der heutigen Frühbesprechung, an der normalerweise alle leitenden Offiziere teilnehmen, werde ich persönlich von meinem CO angesprochen und in sein Büro gebeten. Es geht um einen Auftrag der höchsten Priorität…
Folgendes ist geschehen: Im Umland von Hong Kong ist vor einiger Zeit eine geheimnisvolle Art der Vogelgrippe ausgebrochen. Man hat festgestellt, dass es sich um genmanipulierte Viren handelt, gegen die es auf der Welt nur ein Gegenmittel gibt: Ein Serum, dass ausgerechnet in einem Militärlabor in der Nähe der Travis Airforce Base entwickelt wurde, um B-Waffen Angriffe auf Amerikanische Soldaten im Golfkrieg abzuwehren.
Heute sollen 120 Tonnen Labormaterial und Serum für eine halbe Million Menschen von Kalifornien nach Hong Kong geflogen werden. Und da komme ich ins Spiel…
In der heutigen Nacht ist eine C5 Galaxy aus dem Irak zur Basis zurückgekehrt. Geplant war, dass dieses Flugzeug für den Transport eingesetzt wird. Schon auf dem Flug bemerkten die Piloten jedoch, dass mit den Triebwerken 2 und 3 irgendetwas nicht stimmte. Der Vibrationspegel stieg bei beiden Triebwerken stetig und auch die Temperatur erreichte ein kritisches Niveau. Nach der Landung in Travis wurde dann festgestellt, dass beide Triebwerke kapitale Schäden aufweisen und ausgetauscht werden müssen. Dies ist in letzter Zeit immer häufiger bei Maschinen passiert, die aus Afghanistan oder dem Irak zurückkehrten. Schuld scheinen die extremen Witterungsbedingungen, insbesondere Wüstenhitze und Sandstürme zu sein, die dem Material extrem zusetzen.
Das Fatale an der Sache ist, dass der Flug unbedingt HEUTE und PLANMÄßIG durchgeführt werden muss. Es geht um Menschenleben! Das Problem: Es ist so schnell keine andere Galaxy verfügbar. Das Oberkommando der Airforce hat daher bei den benachbarten Waffengattungen angefragt und wurde ausgerechnet bei der Navy fündig. Dort bot man eine B747-400F des Navy Reserve Readiness Command South an, die in den Morgenstunden von der Naval Air Station Fort Worth entsandt wurde und vor zwei Stunden hier eintraf: Die NAVY 5.
Ich soll diese Maschine mit der Hilfslieferung nach Hong Kong fliegen. Der versierte Leser mag sich nun fragen, wie das möglich ist, wo ich doch normalerweise die Galaxy fliege. Das stimmt. Aber ich habe mich vor einem Jahr beworben, in Zukunft die Präsidentenmaschine „Airforce One“ zu fliegen. Im Rahmen des Eignungstests habe ich die Musterberechtigung für die 747-400 erworben und werde vielleicht schon im nächsten Monat einer der Piloten sein, die den Präsidenten durch die Luft befördern dürfen.
Hier die defekte Galaxy. Hat schon reichlich Betriebsstunden runter die Gute. Wenn sich eine Reparatur nicht mehr lohnt, wird sie ausgemustert und als Ersatzteillager für die übrigen noch im Dienst befindlichen C5 dienen.
Wow. Das ist sie also, die Queen aus dem Süden. Alle Achtung den Kollegen der Navy. Ich habe schon immer gewusst, dass dort nur feinstes Arbeitsgerät vorhanden ist. Und das ist „nur“ ein Flieger der Reserveabteilung! Mann, ich bin bei der falschen Waffengattung!
Ist schon riesig die Ladefläche. Obwohl sie gegen die Galaxy fast zierlich wirkt.
Der Lademeister gibt noch letzte Anweisungen. Dann ist die Maschine randvoll mit medizinisch- technischem Gerät und dem lebenswichtigen Medikament.
Mit der schwarzen Limo ist sogar ein Vertreter des Außenministeriums gekommen, um mir nochmals die Wichtigkeit des Auftrages nahe zu legen. Wir unterhalten uns in der Kabine. Er wird als Fluggast mitkommen und bei der Ankunft vom Bürgermeister von Hong Kong in Empfang genommen werden.
Der First Officer hat die Maschine bereits gecheckt und programmiert die Route. Ist ein waschechter Texaner und Leiter der Ausbildungsabteilung in Fort Worth. Die Navy hat darauf bestanden, dass er als FO mitkommt. Soll mir wahrscheinlich über die Schulter schauen und sicherstellen, dass das gute Stück auch heil wieder zurückkommt
Und nun zur Route:
Sie ist insgesamt 6347,5 nm lang und führt über 76 Fixpunkte.
KSUU (0.0nm) -DCT-> SAC (20.8nm) -J126-> RBL (125.1nm) -J126->
HANDY (256.2nm) -J126-> OED (271.3nm) -J501-> HQM (544.6nm) -J501->
ODIYY (576.3nm) -J501-> TOU (628.5nm) -J523-> INHAM (684.4nm) -J523->
YZT (807.1nm) -J523-> YZP (1032.3nm) -TR18-> KALTS (1107.2nm) -TR18->
KATCH (1188.2nm) -B327-> HATON (1492.8nm) -B327-> GRIZZ (1651.2nm) -B327->
MARLO (1720.3nm) -B327-> ODK (1781.4nm) -R341-> CHUUK (2191.7nm) -R341->
PUGGY (2368.2nm) -R341-> HODDY (2477.9nm) -R341-> OFORD (2563.3nm) -R341->
NATES (2968.6nm) -R220-> NIKLL (3088.1nm) -R220-> NYMPH (3128.8nm) -R220->
NUZAN (3326.8nm) -R220-> NIPPI (3527.9nm) -R220-> NOGAL (3858.4nm) -R220->
NUBDA (4188.0nm) -R220-> NANNO (4227.6nm) -R220-> NODAN (4350.7nm) -R217->
ASTER (4484.8nm) -R217-> SDE (4584.9nm) -R217-> SDE15 (4599.9nm) -R217->
FINCH (4606.7nm) -R217-> YONEX (4614.7nm) -R217-> GTC (4671.0nm) -V30->
TERAD (4708.0nm) -V30-> HAKBA (4743.0nm) -V30-> GORYU (4749.4nm) -V30->
IKUJI (4768.0nm) -V30-> URUSI (4787.7nm) -V30-> OYABE (4809.0nm) -V30->
KMC (4831.0nm) -V38-> YME (4913.6nm) -V38-> TAMBA (4934.7nm) -V38->
CHIZU (4954.7nm) -V38-> SAYOH (4964.4nm) -V38-> OKC (4987.1nm) -V28->
WASYU (5020.5nm) -V28-> BINGO (5031.4nm) -V28-> BAMBO (5047.0nm) -V28->
ONDOC (5064.5nm) -V28-> IWC (5086.2nm) -V54-> YANAI (5106.3nm) -V54->
TAE (5142.4nm) -V54-> ITIKO (5153.8nm) -V54-> SOBOH (5171.1nm) -V54->
KROMA (5199.6nm) -V54-> MOCOS (5219.6nm) -V54-> HKC (5250.0nm) -A1->
KAZAN (5280.6nm) -A1-> KOSHI (5290.1nm) -A1-> RUSAR (5429.3nm) -A1->
AKVAS (5454.9nm) -A1-> SAPET (5545.2nm) -A1-> BULAN (5691.4nm) -A1->
OSTAR (5761.9nm) -A1-> AISAR (5797.7nm) -A1-> ANNNA (5831.7nm) -A1->
APU (5867.7nm) -W4-> HLG (5919.3nm) -A1-> SWORD (5973.0nm) -A1->
MKG (6008.0nm) -A1-> KADLO (6079.6nm) -A1-> ELATO (6148.4nm) -STAR->
VHHH (6347.5nm)
In GoogleEarth sieht das Ganze dann so aus:
Vereinfacht erklärt führt unsere Route also zunächst Richtung Nordosten, entlang der Pazifik-Küste. Wir passieren Kanada im Bereich von British-Columbia, dann Alaska, ziehen an den Aleuten entlang, die den Pazifik von der Beringsee trennen, dann geht’s an den Kurilen entlang in Richtung Japan. Weiter über Tokio in Richtung Ostchinesisches Meer. Kurz nach dem Überfliegen von Taiwan erreichen wir dann den VHHH-STAR-Einflugpunkt „ELATO“, der sich etwa in dem Bereich befindet, in welchem die Formosastraße (jetzt Taiwan-Straße, ich bevorzuge den alten Namen) ins Südchinesische Meer mündet. Den letzten Teil der Route habe ich mal rangezoomt.
Das Wetter ist phantastisch. Sicht weiter als 20 Meilen und wolkenfrei. Kein Wind.
METAR:
KSUU 251200Z 00000KT 20SM SKC 15/05 A2992
So stellt man sich Kalifornien vor. Problematischer könnte es in Hong Kong werden. Dort hat es in den letzten Tagen einen Mix aus heftigen Regenfällen und dichtem Nebel gegeben. Laut Vorhersage dürfte auch bei unserer Ankunft Nebel zu erwarten sein. Aber mal sehen. Die berechnete Flugzeit beträgt 13 Stunden. Zeit genug für das Wetter, sich für unsere Begrüßung von einer besseren Seite zu zeigen.
Aber nun geht’sl endlich los. Taxy to Runway 03L.
Hier rollen wir parallel zur RW 03L.
Startfreigabe. Klappen 20. F/D on. A/T Arm. Und dann… Thrust Lever forward.
Pünktlich um 20:11 Zulu/UTC (12:11 Uhr Ortszeit) hebt die NAVY5 bei der berechneten VR von 157 kn ab.
Ja, ich weiß. Voller Schub ohne programmiertes Thrust-Limit reduziert die Laufzeit der Triebwerke bis zur nächsten Generalüberholung. Aber was soll´s. Erstens zahlt´s die NAVY und zweitens wollen wir so schnell wie möglich nach Hong Kong, um den Menschen zu helfen (und drittens macht es Spaß, so richtig Gummi zu geben
)
Hier ein phantastischer Blick auf die Kaskadenkette. Schon befinden wir uns über Portland. Die Pazifikküste ist nicht mehr weit. Bei Portland werden wir den Pazifik erreichen.
Herrlich dieses Wetter. Ich kann mich an dem blauen Himmel nicht satt sehen.
Der Pazifische Ozean. Darum liebe ich diesen Job. Wo bekommt man solche Anblicke geboten?
Dieses Bild zeigt bereits die „Queen Charlotte-Islands“, vor der Küste von British Columbia, Kanada.
So. Jetzt brauche ich erstmal einen Kaffee.
FL300.
Hier haben wir die Aleutenkette bereits passiert und wir sehen nur noch die Weite des Pazifischen Ozeans.
Die nächsten Stunden verlaufen ereignislos. Interessant wird es erst wieder bei der Ankunft in Asien. Dieses Bild zeigt die Küste Japans.
