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Mittwoch, 18. Februar 2015, 17:00

Endlich erwachsen? Wie die EASA sich das künftige Luftrecht vorstellt

Zitat

Die Europäische Agentur für Flugsicherheit will eine „performance based environment“ï‚Ž (auf Deutsch in etwa: auf Leistung beruhende Umgebung) gestalten. Unsere Luftrechts-Kolumnistin Nina Naske schaut sich das genauer an.

Vor dreißig Jahren war gewiss nicht alles besser, aber manches anders – auch in der Luftfahrt. Im Grunde erließ jeder Staat sein eigenes Luftrecht, auch wenn die meisten Staaten sich dabei an die Vorgaben der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (International Civil Aviation Organisation, ICAO) hielten. Von den großen Airlines wie Air France oder Lufthansa bis zu Airbus war vieles fest in staatlicher Hand und von den Einflugrechten bis zu den Ticketpreisen hing fast alles von staatlicher Genehmigung ab.

Im Vergleich zu heute war das Luftrecht überschaubar und handlich: es genügte (beinahe) ein dicker DIN A5-Ordner, um alle wichtigen Vorschriften zu erfassen, und viele Vorschriften beschränkten sich auf klare Zielvorgaben. Ein schönes Beispiel sind die zwölf Seiten der Betriebsordnung für Luftfahrtgerät (LuftBO) in der Fassung von 1970 (Bundesgesetzblatt Jg. 1970 Teil I S. 262), die beinahe unverändert bis etwa 1993 galt. Die in § 3 benannte Grundregel für den Betrieb lautete:

„Der Halter hat das Luftfahrtgerät in einem solchen Zustand zu erhalten und so zu betreiben, daß kein anderer gefährdet, geschädigt oder mehr als nach den Umständen unvermeidbar behindert oder belästigt wird.“

Damit ist eigentlich alles gesagt, auch wenn die Folgeparagraphen natürlich durchaus helfen, genauer zu verstehen, was damit gemeint ist.

Europäisierung des Luftrechts: Nichts ist mehr selbstverständlich

Mitte der 1990er Jahre aber kam der große Wandel. Die Europäische Union schuf einen europäischen Binnenmarkt für die Luftfahrt („Single European Sky“). Airlines und vieles mehr wanderten in die Hände Privater, und weder für den Einflug in andere europäische Staaten noch für die Ticketpreise bedarf es noch der Genehmigung. Geschafft hat die EU all das durch den Erlass neuer Rechtsvorschriften. Doch darauf, dass die Unternehmen schon wissen werden, was mit den Vorschriften gemeint ist, vertraute die EU bisher kaum.

Für den europäischen Gesetzgeber war es eben (noch) nicht selbstverständlich, dass Unternehmen von Spanien bis Polen, von Finnland bis Griechenland einen Weg finden werden, die Luftfahrt gleichermaßen sicher zu betreiben. Im Unionsluftrecht gibt es deshalb nicht nur wenige, breit gefasste Zielvorgaben, sondern stattdessen eine Vielzahl sehr eng gefasster Verfahrensvorschriften. Im Einzelnen wird vorgegeben, wie Unternehmen zu arbeiten haben, und jede Abweichung kann schnell zum Problem werden, auch wenn das Flugzeug trotzdem technisch einwandfrei und der Flugbetrieb sicher ist.

„Performance based environment“: mehr Freiheit und mehr Verantwortung der Unternehmen

Wenn das Luftrecht für ganz Europa einheitlich vorschreibt, wie Prozesse in und zwischen Unternehmen zu gestalten sind, schafft das einheitliche Wettbewerbsbedingungen. Aber europäisches Luftrecht gilt nicht in der ganzen Welt. Im globalen Wettbewerb sind die Bedingungen deshalb weiterhin durchaus unterschiedlich. Hinzu kommt der noch wichtigere Punkt: Sicherheit lässt sich oft auf vielen Wegen erreichen. Warum also sollten die Unternehmen ihre Arbeit nicht sehr viel freier gestalten dürfen, solange nur der Flugbetrieb gleichermaßen sicher (safe) und vor Terroranschlägen geschützt (secure) bleibt? Ein Grund dafür lässt sich schwerlich finden, jedenfalls scheint die EASA das nun - fast zwanzig Jahre nach der Öffnung des europäischen Luftraums - so zu sehen.

Die EASA verfolgt deshalb einen neuen Ansatz, wie das Luftrecht und die Aufsichtsführung durch die Luftfahrtbehörden künftig aussehen sollten: in einer auf Leistung beruhenden Umgebung („performance based environment“ï‚Ž) sollen statt (oder zumindest neben) einer Vielzahl von Verfahrensvorschriften weit gefasste Zielvorgaben gelten. Wie die Ziele erreicht werden, sollen die Unternehmen selbst entscheiden dürfen. Auch die Aufsichtsbehörden müssen deshalb dazulernen: Ausbildung und Kenntnisstand der Behördenmitarbeiter sollen verbessert werden, damit die Behörden in der Lage sind, das Vorgehen der Unternehmen zu beurteilen.

Statt Checklisten abzuhaken, sollen Unternehmen und Behörden dann künftig gemeinsam den Blick darauf richten, ob die „safety performance indicators“ (Sicherheitsleistungsindikatoren) schon gut aussehen oder noch etwas zu tun ist, um die Leistungen im Bereich Sicherheit zu verbessern. Wer dabei Auffälligkeiten oder Fehler meldet, soll möglichst nicht sanktioniert werden („just culture“). Am Ende soll so eine auf Leistung beruhende Umgebung („performance based environment“) entstehen, in der die Unternehmen mehr Freiheit in der Gestaltung bekommen, zugleich aber auch noch mehr Verantwortung für das Ergebnis, nämlich für die Sicherheit (safety) übernehmen.

Endlich erwachsen?

Wer Erfahrung in der Luftfahrt hat und es dabei auch mit den luftrechtlichen Anforderungen an die Unternehmen und der Aufsichtsführung durch die Behörden zu tun hat, der weiß: was die EASA mit der „performance based environment“ jetzt vorschlägt, ist eine gute Idee. Alle Unternehmen brauchen mehr Bewegungsraum. Niemand will dabei weniger Sicherheit für die Crew, die Passagiere und die Menschen am Boden, das ist ohnehin selbstverständlich. Aber in der Art und Weise wie diese Sicherheit gewährleistet wird, darf es ruhig Unterschiede geben, denn weder die Unternehmen noch die Geschäftsmodelle sind alle gleich.

Zum Glück scheint die Umsetzung der neuen Ideen vergleichsweise zügig voranzuschreiten: Erste Vorschläge gab es dazu spätestens seit Herbst 2012. Die EASA formulierte damals in einer Präsentation, für die neue Herangehensweise komme es auch darauf an, dass die Führungsorganisation in den Unternehmen und Behörden „reif genug“ dafür seien („maturity of management systems“ï‚Ž). Wenn man das so sieht, dann wird man jetzt salopp auch formulieren dürfen: auch der europäische Gesetzgeber hält die Luftfahrt zwischenzeitlich endlich für erwachsen, traut ihr Verantwortung für die Sicherheit zu und überlässt ihr deshalb mehr Freiheit. Mancher wird meinen, dass sei längst überfällig.

Quelle: airliners.de

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Donnerstag, 19. Februar 2015, 06:18

Zitat

in der die Unternehmen mehr Freiheit in der Gestaltung bekommen, zugleich aber auch noch mehr Verantwortung für das Ergebnis, nämlich für die Sicherheit (safety) übernehmen.



Vielleicht bin ich naiv, aber bei dem Satz gruselt es mir.

Mehr Freiheit für Unternehmen und zugleich mehr Verantwortung heißt im Kapitalismus, wir suchen uns den billigsten Anbieter, damit die Bilanz im nächsten Jahr passt und die Rendite stimmt.
Schließlich sind die Aktionäre die wichtigsten Menschen.

Wie war das mit den Stromunternehmen?
Warum gleich nochmal kaufen die Städte ihre Wasserversorger zurück?
Und wer mit der Bahn mal in die Provinz will und nicht nur zwischen den paar großen Städten pendeln kann, der sieht auch hier, wie verantwortungsvoll gewirtschaftet wird.
Günter

endlich Berliner! :lol:
i7 930@4.2Ghz WaKü, GTX 580 3GB, 12GbRAM1600, Win10 64 Prof


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Donnerstag, 19. Februar 2015, 10:51

Mehr Freiheit für Unternehmen und zugleich mehr Verantwortung heißt im Kapitalismus, wir suchen uns den billigsten Anbieter, damit die Bilanz im nächsten Jahr passt und die Rendite stimmt.
Schließlich sind die Aktionäre die wichtigsten Menschen.


Das sehe ich genauso. Schon als die EASA und damit das europäische Recht in die Luftfahrt (1999) eingeführt wurde, hat man sich mehr Richtung kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt.
Nationen, wie Deutschland, Holland und England, welche meiner bescheidenen Ansicht nach, ein sehr gutes Luftfahrtrecht hatten, mussten Federn lassen. Lobbyisten sorgten damals schon dafür, dass die Unternehmen vieles durchsetzten konnten, was ihnen entgegen kam. :pfeif:

Kleines Bespiel für Deutschland, die unabhängige Prüfgruppe wurde abgeschafft. Kostete ja nur Geld, da die Mitarbeiter, also Prüfer "nur" die Arbeiten überprüften welche von Mechanikern durchgeführt wurden. Bzw. sogenannte Spot Checks durchführten. Verantwortlich waren sie nur der Behörde gegenüber.

Dieses wurde im Rahmen der Einführung der EASA (JAR) abgeschafft. An Stelle des Prüfers? rückte der B1 und der CAT C. Wo liegt nun der Unterschied und der Gewinn für die Firma? Ganz einfach der B1 führt die Reparatur eigenhändig durch und zertifiziert sie auch. Eine unabhängige Kontrolle danach (Prüfgruppe) findet nicht statt. Man spart Personal. ;)

Task bezogene Arbeiten, dürfen von Lizensierten Mechanikern abgearbeitet werden. Auch hier findet eine Nachkontrolle nicht statt.
Die "Idee" dahinter ist, der Mensch der diese Tätigkeiten ausführt ist so verantwortungsvoll, da er keine Fehler machen kann, wenn er sich an alle Vorschriften hält. :rolleyes:

Nach einem großen Check überprüft der CAT C an Hand der Papiere, ob alle Arbeiten von Qualifizierten Mitarbeitern ausgeführt wurden und Released dann das Flugzeug.
Es gibt eine Qualitätsicherung , welche in Abständen sicherstellt, dass Verfahren und Vorschriften eingehalten werden. Werden alle Verfahren eingehalten, kann ja am Ende nur ein gutes Produkt heraus kommen. ;)

Ein guter Freund von mir, nimmt bei der IHK Facharbeiterprüfungen für Fluggerätemechaniker ab. Er berichtete mir vor kurzem, dass sich die Richtlinien geändert haben. Der Delinquent schlägt ein Thema vor, für seine Prüfung. Dieses wird durch die IHK gesichtet und wenn ok zugelassen. Bei der anschließenden Prüfung, darf der Prüfer nur über das eingereichte Thema Fragen stellen. Ich finde das unglaublich. :nein:
Schon heute, können die meisten Mechaniker, kaum nach Fehler erkennen geschweige denn reparieren. Teiletausch ist angesagt. Der Computer sagt einem was defekt ist und das betreffende Teil wird stumpf getauscht. Nicht mehr repariert, auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist. :sagnix:

Ist aber mittlerweile übertragbar auf viele Berufe. Habe ich selbst ein paar mal in der KFZ Werkstatt erlebt (Mercedes). Stecker ran Computer ausgelesen, kein Fehler drauf, kann also nichts defekt sein. Aber leider kam der Fehler immer wieder. Mein Versuch, dem Meister zu erklären, das der Computer den Fehler nicht erkennen kann, weil es für ihn kein Fehler ist wollte man nicht akzeptieren, bis ich auf den Austausch des Türschlosses bestand und siehe da keine Warnmeldungen mehr. :pfeif:

Schöne neue Welt! Da streiken DLH Piloten um mehr Kohle und Rente mit 55. Schreiben in vielen Luftfahrt Foren nur gut bezahlte Piloten können Flieger sicher von A nach B bringen und merken nicht (oder verdrängen) das die Flieger, in denen sie sitzen schon längst in Billiglohnländern gewartet werden und zu Hause, zum Teil durch Leiharbeiter, die mit einem Mindestlohn abgespeist werden. :opi:

Kein Wunder das die Schere zwischen reich und arm immer mehr auseinander geht. Das Volk ist dafür da um einer "Geldelite" das Leben im Überfluss so angenehm wie möglich zu gestalten. Da ist es egal in was für einem (Regierung) System wir leben.
Ich bekomme immer das große Kot......, wenn ich in einigen Sendungen sehe, wie dekadent dieser "Geldadel" mit der Kohle um sich schmeißt und sich dabei pudel wohl fühlt. :motz:

Die Welt wird sich (leider) niemals ändern. Das lehrt mich die Geschichte.